Der Lübecker Lindenplatz

 
 

Wie vielerorts war auch in Lübeck nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Umbenennung von Straßen und Plätzen nötig. Unter anderem wurde die „Johannisstraße“ zur „Doktor-Julius-Leber-Straße“ und der bahnhofsnahe Platz „Danziger Stadtfreiheit“ zum Lindenplatz.


Unter dem Motto „Heim ins Reich“ hatte die NSDAP 1933 die politische Herrschaft der Freistadt Danzig, die aufgrund der Versailler Verträge unter der Aufsicht des Völkerbundes stand, nach einem überwältigenden kommunalen Wahlsieg erobert. 96 Prozent der Bürger waren Deutsche. Danzig sollte wieder Teil des „Dritten Reiches“ werden. Durch gezielte Propagandamaßnahmen - wie dem Umbenennen deutscher Plätze - wurde diese strategische Maßnahme lanciert.


Gemäß der „Führeranweisung (an das Oberkommando der Wehrmacht) vom 24.11.1938… (waren) Vorbereitungen zutreffen, dass die freie Stadt Danzig überraschend von deutschen Truppen besetzt werden kann…Voraussetzung ist eine handstreichartige Besetzung in Ausnutzung einer politisch günstigen Lage...“  

In der Stadt gab es drei polnische Postämter, laut Versailler Vertrag zuständig für den Telefon- und Postverkehr zwischen Danzig und Polen. Das größte stand am Heveliusplatz - ein solides Backsteingebäude, in dem über 50 polnische Beamte seit Ende August 1939 mit einem Angriff der Deutschen rechneten. Es war bekannt, dass verkleidete deutsche Soldaten in die Freistadt eingesickert waren. Begonnen hatte der deutsche Angriff auf die polnische Post und das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte vor Danzigs Hafen um 4.45 Uhr des 1. September 1939. Während der alte Schulungs-Kreuzer Schleswig-Holstein seine schweren Geschosse gegen das befestigte Depot verschoss, attackierten uniformierte Danziger Polizisten die Polnische Post. Da die Angreifer im Sinne der Haager Landkriegsordnung keine Kombatanten waren, begann so der Zweite Weltkrieg mit einem Kriegsverbrechen. 38 überlebende Verteidiger wurden von einem Feldkriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Erst am 25. Mai 1998 wurde das Urteil des Feldkriegsgerichts von der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Lübeck aufgehoben und die Verteidiger posthum rehabilitiert.

 

Die Hintergründe der „Danziger Stadtfreiheit“

Quelle: Naumann, M. „Die Mörder von Danzig“, DIE ZEIT Nr. 38, 10.09.09

Foto: Archiv  Museum  der  polnischen  Post Danzig